Der Aufstieg des Jockstraps – Von Sportbekleidung zu Fetischmode

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Kurz & Knapp

Der Jockstrap begann als funktionelle Sportbekleidung und wurde in den 1950er Jahren Teil der schwulen Kultur. Sein markantes Design, die Assoziation mit Männlichkeit und die Vielseitigkeit haben seine Popularität gesteigert. Von der Mode über den Sport bis zur Erotik ist der Jockstrap ein vielseitiges Symbol in der LGBTQ+-Gemeinschaft.

Der Jockstrap begann als funktionelle Sportbekleidung und wurde in den 1950er Jahren Teil der schwulen Kultur. Sein markantes Design, die Assoziation mit Männlichkeit und die Vielseitigkeit haben seine Popularität gesteigert. Von der Mode über den Sport bis zur Erotik ist der Jockstrap ein vielseitiges Symbol in der LGBTQ+-Gemeinschaft.

WIE EINE ZWEITE HAUT UND HOT AS HELL

Es gibt nur wenige Dinge, die an einem Mann sexyer aussehen, als ein Jockstrap. Dieses Kleidungsstück ist zur „schwulen Grundgarderobe“ geworden und die meisten schwulen Männer haben ein paar davon in ihrer Unterwäsche-Sammlung. Mit Jock und Harness kann man auf keiner Fetisch-Party etwas falsch machen, das ist ein Outfit, das eigentlich immer passt. Doch wie ist der Jockstrap so beliebt geworden? Werfen wir einmal einen Blick auf die Geschichte und seinen Siegeszug in der schwulen Community.

Wie Ihr wahrscheinlich vermutet, beginnt die Geschichte des Jockstraps eher unspektakulär in der Welt des Sports, genauer gesagt, in der Welt des Radsports.

Der „Bike Jockey Strap“ war der erste Jockstrap, der 1874 in Amerika hergestellt wurde. Der Jockstrap wurde im gleichen Jahr von C. F. Bennett von der Chicagoer Sportartikelfirma „Sharp & Smith“ erfunden, um Radfahrern (die damals noch „Fahrradjockeys” hießen) auf den Kopfsteinpflasterstraßen von Boston ein wenig mehr Komfort und Unterstützung für die Genitalien zu bieten. Dieser „Jockey Strap“ erinnerte vom Schnitt mehr an einen String als an die heute üblichen Jockstraps. Im Jahr 1897 patentierte Bennetts neu gegründete Bike Web Company den „Bike Jockey Strap“ und begann mit der Massenproduktion. Die Bike Web Company wurde später als Bike Company weltbekannt.

Design ist weniger wichtig als Funktion.

Funktion stand damals über dem Design oder der Mode. Der Jockstrap war als hoch funktionelles Kleidungsstück für Radfahrer und Athleten gedacht. Das Unternehmen verwendete 100 Prozent Baumwolle mit einem elastischen Bund, der in den stützenden Beutel eingenäht wurde. Zwei elastische Streifen wurden mit dem Beutel, und diese wiederum mit dem elastischen Bund verbunden. Der Beutel oder Becher war so konstruiert, dass er Halt und Schutz bot. Die ersten Versionen waren alle in schlichtem Weiß gehalten und sahen – ehrlich gesagt – nicht besonders attraktiv aus, doch sie erfüllten ihren Zweck. Irgendwann in diesen Jahren passierte es auch, dass der zugegeben sperrige Name „Bike Jockey Strap” zu „Jock Strap“ geschrumpft wurde.

Die ersten Jockstrap-Versionen waren alle in schlichtem Weiß gehalten und sahen – ehrlich gesagt – nicht besonders attraktiv aus, doch sie erfüllten ihren Zweck.

Zu Beginn des 20.Jahrhunderts wurde der Jockstrap bei Sportlern dann  immer beliebter. Jockstraps wurden für verschiedene Sportarten angepasst. Baseballspieler hatten harte Becher aus Plastik als Einsatz, um besser vor Würfen geschützt zu sein, Fußballspieler hatten zusätzliche Polsterungen und Ringer bevorzugten die extra dünne und leichte Variante unter ihren (damals noch sehr knappen und engen) Trikots. Die Popularität im Sport verursachte eine starke Assoziation zwischen dem Kleidungsstück und einem athletischen, maskulinen Männer-Körper. Bike wurde samt der Marke „Bike Jock Strap“ 2002 von Russell Athletic gekauft. Russell Athletic produzierte bis 2017 weiterhin Jockstraps unter der Marke „Bike“ mit dem alten Logo von Bike, doch sie stellten die Produktion dann ein. Russell wurde zu diesem Zeitpunkt eine Tochtergesellschaft von Fruit-of-the-Loom, und Fruit-of-the-Loom ist wiederum im Besitz von Berkshire Hathaway (die auch im Besitz von Marken wie Russell Athletics, Brooks Sports oder auch Northland Motor Technologies und der Guard Insurance Group und vielen weiteren Firmen sind.) Am 15. April 2021 wurde die Website der Marke „Bike“ wieder für den Online-Verkauf geöffnet. Dort kann eine modernisierte Version des „No. 10 Jockstrap“ sowie andere Sportbekleidung mit dem „Bike“ Logo bestellt werden.

Siegeszug in den Medien

Der Jockstrap war auch in der Medizin des frühen 20.Jahrhunderts vertreten. Mit der Erfindung des „Heidelberg Electric Belt“, einem elektrisch betriebenen Niederspannungs-Jockstrap, von dem der Hersteller behauptete, Nierenerkrankungen, Schlaflosigkeit, erektile Dysfunktion und viel andere Beschwerden heilen zu können, eroberte der Hingucker die Werbeindustrie. Noch heute werden Jockstraps in den USA von jugendlichen und erwachsenen Männern beim Sport (vor allem beim Gewichtheben), zu medizinischen Zwecken und nach Verletzungen oder Operationen sowie bei Erkrankungen wie Hämatozele, Leistenbruch, Hydrozele oder Spermatozele getragen.

Der Jockey, ein aktiver Reiter?

In den letzten Jahren erleben Jockstraps eine erneute Popularität als Unterwäsche für Männer, wobei Jockstraps anstelle von konventionellerer Unterwäsche Anklang fanden. Das Tragen wird zu einem modischen Trend, abseits der Funktionalität als Sportbekleidung. Man(n) könnte natürlich annehmen, dass das „Jock“ im Wort Jockstrap vom amerikanischen „Jock“ als Synonym für unser bestes Stück stammt, doch dem ist leider nicht so. „Jock“ stammt von „Jockey“, doch nicht von dem reitenden Jockey auf einem Pferd (was für Schwule noch besonders Sinn ergeben würde), sondern im Grunde von jedem Sportler; im 19.Jahrhundert bedeutete „Jockey“ schlicht so viel wie „Athlet“.

Der Einsatzbereich des Jockstraps erweiterte sich 1927, als das kanadische Unternehmen Guelph Elastic Hosiery einen harten Becher hinzufügte, und so dem Athleten einen Schutz der Genitalien bot. Der so adaptierte Jockstrap war unter der Bezeichnung „Protex“ jahrzehntelang ein Bestseller. Ursprünglich diente er dazu, einen verirrten Hockeypuck abzuwehren, wurde aber schnell bei vielen Sportarten vor allem in den USA populär. In Europa hatten Jockstraps leider nie die starke Verbreitung wie in den USA. Es gab schnell viele Varianten von vielen verschiedenen Herstellern. Angefangen von sehr niedrig geschnittenen für Schwimmer, über welche mit extrem weiten Bundgummi und fester Schale aus Hartplastik oder Metall für Baseball, bis hin zu solchen mit Strumpfhaltern und integriertem Beckenschutz für Eishockey. Erst in den 1980er und 1990er Jahren begann der Jockstrap mehr und mehr aus der Sportmode zu verschwinden. Die Sportler wechselten zu Kompressions-Shorts (enge Lycra-Shorts, geschnitten wie eine Radlerhose), zumal die Materialien besser und funktioneller wurden.

DER JOCKSTRAP IN DER SCHWULEN KULTUR

Der Jockstrap kam erstmals in den 1950er Jahren in der Schwulenkultur auf. Das entspricht etwa der Zeit, als in der Leichtathletik der Jock äußerst beliebt war. Dies fiel mit einer Trendwende in der schwulen Mode zusammen. Die Mode musste in dieser Zeit besonders männlich wirken. Da passte der Jockstrap perfekt dazu und wurde schnell als schwule Unterwäsche populär, war er doch so stark mit Fitness, Männlichkeit und einem athletischen Körper assoziiert. Der Jockstrap ermöglichte es dem Träger damals wie heute, ein Gefühl von Selbstvertrauen und Stolz auf seine Sexualität auszustrahlen. Als der Jockstrap immer mehr in die schwule Kultur integriert wurde und wichtiger Bestandteil von ihr wurde, begannen die Hersteller erstmals die Mode über die Funktion zu stellen.

Es wurden Jockstraps in einer Vielzahl von Farben und Stilen anstelle des traditionellen Weißen hergestellt. Dies sollte sich im Laufe der Zeit weiter ausweiten. In den 1970er Jahren waren Jockstraps bereits ein fester und nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der schwulen Kultur. Gäste in schwulen Bars sahen häufig, dass Firmen sogenannte „Go-Go-Boys“ in die Gay-Bars schickten, die praktisch immer sexy Jockstraps trugen, um so ihre Produkte bestmöglich zu bewerben. Die Rechnung ging schnell auf – viele Bars veranstalteten daraufhin sogar Jockstrap-Abende und lockten damit die Massen an.

Der Jockstrap ermöglicht es dem Träger bis heute, ein Gefühl von Selbstvertrauen und Stolz auf seine Sexualität auszustrahlen.

Etwa zur gleichen Zeit wurden Jockstraps in der Pornoindustrie bekannt. Dies führte dazu, dass die Assoziation zwischen Jockstraps und Männlichkeit immer fester verankert wurde. Die Verbindung zwischen Jockstraps und der schwulen Community war damit nicht mehr zu lösen. Der Hype hielt über ein Jahrzehnt und flachte dann erst in den 1980er und 1990er Jahren langsam wieder ab, als nach und nach ein Rückgang der Popularität zu verzeichnen war, nicht nur im Sport, sondern genauso in der schwulen Kultur. Im 21. Jahrhundert erlebten die engen heißen Teile jedoch dank Daniel Nardicio und seinem Nachtclub Slide in San Francisco ein Wiederaufleben. Er bemühte sich, viele Kunden in ruhigen Nächten anzulocken und begann daher Veranstaltungen zum Thema Unterwäsche zu veranstalten. Diese Partys wurden schnell beliebt und die Idee verbreitete sich rasch in anderen Clubs. Auch heute noch ist der Jockstrap eine der beliebtesten Optionen für schwule Männer, die ihre Sexyness zeigen wollen.

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Warum Jockstraps so beliebt sind

Jetzt, wo wir die Geschichte des Jockstraps kennen, fragen wir uns immer noch, warum er bei schwulen Männern so beliebt ist. Dafür gibt es eine Vielzahl von Gründen. In erster Linie lassen sie den Hintern fantastisch aussehen. Der Grundaufbau eines Jockstraps hebt auf natürliche Weise den Arsch, die Hoden und den Schwanz hervor, und die jüngsten Designs versuchen genau diese Bereiche noch spezieller zu betonen. Darüber hinaus hat der Jockstrap für viele Männer etwas an sich, das sich ermächtigend anfühlt: Er hat eine ausgeprägte maskuline Ausstrahlung. Es ist kein Geheimnis, dass dies einer der Hauptgründe ist, warum Jockstraps bis heute mit beliebten sexuellen Fantasien in Verbindung gebracht werden, beispielsweise heißen Abenteuern in Umkleidekabinen von Sportlern. Schließlich sind Jockstraps vielseitig und clever. Sex in einem Jockstrap ist nicht nur praktisch – der Arsch ist ja bereits frei und zeigt sich zudem bestens kompakt und bestmöglich präsentiert –, das enge Bekleidungsstück kann auch vor und während dem Liebesspiel ein ungeahnt guter Anturner sein. Und dominante Daddys lieben es, mit einem Griff den Boy samt Jockstrap näher zu sich heranzuziehen und die Jungs nicht mehr so leicht entkommen zu lassen.

Die steigende Popularität im Laufe der Jahre bedeutet, dass praktisch jeder Stil, jede Farbe und jedes Muster heutzutage verfügbar ist. Tatsächlich gibt es in jedem schwulen Shop (online wie im Geschäft vor Ort) viele, sehr viele sexy Designs zur Auswahl. Der Trend spiegelt sich überdies im Erscheinen des Kleidungsstücks auf den internationalen Laufstegen verschiedener großer Designer wie Calvin Klein, JW Anderson, Gucci und Rick Owens wieder. Auch große Marken wie Adidas und Diesel haben mehrere Stile an Jockstraps in ihrer Kollektion.

Ihr seid wieder gefragt! Schickt uns euer bestes Jockstrap-Foto (gerne mit Harness) oder erzählt uns eure beste, ganz persönliche Jockstrap-Geschichte. Wir werden diese wieder sammeln und die Besten anonymisiert veröffentlichen (Email direkt an: info@queeremedien.de). Nun haben wir die Kulturgeschichte der beiden beliebtesten Fetisch-Kleidungsstücke in der schwulen Kultur abgehandelt – Jockstrap & Harness (in unserer Ausgabe 23 von November – Du findest Sie direkt online unter: www.him-magazine.de). Ich bin überzeugt, ihr werdet diese geschichtsträchtigen Teile nächstes Mal besonders andächtig tragen. Denkt daran, ihr dürft die ganze lange Tradition auf eurem Körper in Form dieser beiden Teile präsentieren. (ca)

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