Russland ist nicht erst seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges kein wirklich sonniges Plätzchen mehr, gerade auch nicht für Homosexuelle. 2013 wurde das berühmt-berüchtigte Anti-Homosexuellen-Gesetz erlassen, Ende 2022 verschärfte Präsident Wladimir Putin die Richtlinien noch einmal, sodass spätestens seitdem jedwede Diskussionen oder Informationen über Schwule und Lesben landesweit verboten sind – an Schulen, in den Medien und selbst in der Kultur, beispielsweise in Büchern, Kinofilmen oder auch Theaterstücken. Das nahm seitdem immer absurdere Formen an – so strich das weltberühmte Moskauer Bolschoi-Theater im letzten Jahr das Ballett über den einstigen Weltstar-Tänzer Rudolf Nurejew, weil dieser schwul gewesen war. Die Story sei damit ganz klar als verbotene Homosexuellen-Propaganda zu werten. Wohlgemerkt, Nurejew starb an Aids, wie Werbung klingt das nicht gerade.
Soweit der normale Irrsinn im Land des Bären – nicht der Gay-Bears, wohlgemerkt. Ein feiner, aber wichtiger Unterschied. Anfang dieses Jahres nun trat ein neues Gesetz in Kraft, das die LGBT-Bewegung insgesamt als „extremistisch“ einstuft, sodass sie sich künftig nicht nur verfolgen lässt, sondern sie ähnlich einer Terrororganisation auch verurteilt werden kann. Es dauerte nicht lange, da folgten deswegen bereits die ersten neuen Angriffe – seitdem kommt es immer wieder zu brutalen Razzien in den letzten, verbliebenen Treffpunkten und Gay-Clubs von Schwulen in den großen Städten des Landes, allen voran in Moskau. Die Namen aller Gäste werden dabei notiert, einige Männer sollen auch inhaftiert worden sein. Das Perfide am neuen Gesetz: Es ist so schwammig formuliert, dass nicht nur LGBT-Organisationen ins Fadenkreuz geraten, sondern auch jede Einzelperson zum Opfer werden kann. Der erste Prozess läuft bereits, angeklagt ist eine junge lesbische Frau, die auf ihren Social-Media-Kanälen eine Regenbogenfahne zeigte. Ihr droht eine Haftstrafe von bis zu vier Jahren. Das russische Justizministerium erklärte indes inzwischen, rund 40 LGBT-Vereine sowie mehrere hundert Gay-Aktivisten aktuell zu überwachen. Die Regierung machte zuvor außerdem klar, man wolle gegen alle Homosexuellen vorgehen – einziger Ausweg könne es dann noch sein, schwule Männer meldeten sich „freiwillig“ zum Dienst an der Waffe im Ukraine-Krieg. Das ist nicht nur widerlich, sondern schlicht das Letzte! (ms)