VOM FLEISCHVERZICHT ZUR FETISCHLUST

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VOM FLEISCHVERZICHT ZUR FETISCHLUST – Wie bekommt man Lederlust und Tierliebe unter einen Lederhut?

Vor einigen Jahren fand ich mich ganz toll, weil ich mich dazu entschieden hatte, Vegetarier zu werden. Ein Jahrzehnt habe ich das auch durchgehalten. In dieser Dekade tauchten auch plötzlich Menschen auf, die anscheinend noch toller waren, und es war alles so neu: die Veganer*innen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich diese am Anfang etwas belächelt und musste dann doch feststellen, dass diese Art zu leben keine Randerscheinung ist. Für mich kam das nicht infrage, dazu liebte ich einfach zu sehr Eier, Sahne und Co. Was Vegetarier*Innen und Vegan*Innen im Inneren eint, ist das leibliche Wohl von Lebewesen. Nach zehn Jahren habe ich mich dann doch wieder in einem normalen Leben wiedergefunden, allerdings blieb ein Bewusstsein für tierische Produkte und wie sie hergestellt werden.

Heute kaufe ich bestimmte Produkte mit anderen Augen und mit einem anderen Gewissen. So habe ich zum Beispiel für mich entschieden, dass ich nach Möglichkeit auf Schuhe aus Leder weitgehend verzichte, wenn es eine sexy „vegane“ Variante beziehungsweise Alternative gibt. Allein schon bestimmte  Produktionswege, die für Billigartikel bestritten werden, sind ein Schlag ins Gesicht der Tiere, beziehungsweise ein Schlag in die Schnauze. Lassen wir mal diese Verramschungsdebatte beiseite, da es um das Tier im Allgemeinen geht. Jeder weiß, eine Kuh wird geschlachtet, also bleibt die Haut übrig. Aber bliebe auch die Haut übrig, wenn niemand Fleisch äße?

Nun gibt es in der Fetischszene viele Freunde und Liebhaber von Leder und wir sprechen hier wirklich von sehr vielen Freunden und Liebhabern. Und diese decken sich dann auch – natürlich – mit unzähligen Artikeln ein, ungeachtet des Preises. Dabei will ich gar nicht erst auf die Verarbeitung eingehen, die bestimmt in einigen Fällen auch sehr bedenklich ist. Okay, ich muss gestehen, dass auch mir ein Mann in einer Lederchaps oder Lederhose oder einem ledernen Jockstrap ein erregendes Kribbeln bereitet. Aber dann kommt doch – ich weiß nicht warum – dieser Gedanke hoch, das Lebewesen dafür Ihr Leben lassen mussten. Und so schaue ich schon seit mehreren Jahren, was es an Alternativen in der Fetischszene gibt, beziehungsweise ich als Designer, was ich selbst anbieten kann, damit das Liebesleben eventuell einen tierfreundlichen Kick bekommt. So habe ich zum Beispiel in meine Kollektion einen Umschnall-Dildo aus Fake-Krokoleder integriert.

Das US Label Slickitup.com  bietet unter anderem Chaps in Lederoptik an, die nicht nur sehr hot aussehen, sondern auch noch einen sehr angenehmen Tragekomfort besitzen. Ich meine, versucht doch einmal selbst, in einer Lederchaps entspannt im Schneidersitz zwischen den Beinen eines anderen Mannes zu verweilen! Eine andere Möglichkeit, ja, eine absolut tolle Alternative zu Leder – weil es einfach mal auch gut ausschaut – ist Neopren. Diese Griffigkeit, diese Geschmeidigkeit am Körper, dieses Praktische, wenn es um die Pflege geht, machen dieses Material schon fast unschlagbar gut. Ich vermute mal, dass wir in Zukunft auch noch viele gänzlich neue Hightech-Materialien erwarten werden können, die uns sehr schnell sehr neugierig machen werden und uns dazu anregen, es schnell auszuprobieren.

Ich bin ein bekennender Fan von Harnessen, weil diese nicht nur sexy aussehen, sondern auch wirklich einen Nutzen haben. Wie schön ist es, wenn du einen wilden Hengst unter dir hast, der gerne komplett durchgehen möchte, aber du hast ihn dank der Zügel des Harnesses stets unter Kontrolle hast. Oder du kannst dich bei einer Lube-Orgie daran festhalten, damit du nicht unfreiwillig runtergleitest. Was also tun als bekennender Harness-Fan und Tierfreund? Wie glücklich war ich da, als ich bei meinen Streifzügen durch die Stoffauslagen zahlreicher Märkte und Geschäfte auf ein ganz besonderes Material gestoßen bin: Gurtband! Bevorzugt in Baumwolle. Ein sehr dankbares Material und für mich sehr modern und einfach zu verarbeiten. Neben Schwarz natürlich auch in zahlreichen anderen Farben zu haben. Zum Hingucker werden sie dann durch die Schließen und Verbindungen.

Am Ende ist es so: Natürlich weiß ich, dass ich die Welt nicht retten werde, und dass trotzdem viele Tiere zum Beispiel in Stiefeln ihre letzte Station finden werden. Aber vielleicht schaffe ich es, dass beim nächsten Kauf eines Lederartikels wenigstens darauf geachtet wird, dass er hochwertig ist, damit das Tier froh darüber sein kann, wenigstens in einer Highclass-Lederweste verarbeitet worden zu sein. Schließen möchte ich dann dieses Thema mit einer noch offenen Frage: Dürfen Veganer*Innen Sperma schlucken? (nb)

Redaktionhttps://him-magazine.de
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