TIEFE DUNKLE WASSER

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KolumneTIEFE DUNKLE WASSER

Die Gewässer der queeren Community sind dunkel und tief und man verfängt sich sehr schnell darin und droht zu ertrinken. Nachdem ich es einmal mehr geschafft habe, aus den schwarzen Gewässern – sorry, natürlich den Water Of-Color-Gewässern – hervorzutauchen, muss ich mich leider einmal mehr wundern. Besser noch, ich staune. Das ist ja eine Eigenschaft, die gerade viele Schwule und Lesben in den letzten Monaten immer mehr verlernt haben, weil zumindest ein Teil von Ihnen sich gar nicht mehr und von nichts in der Community irritieren lässt, kurz gesagt, es offensichtlich nichts mehr gibt, dass sie in Erstaunen versetzen vermag.

Blicken wir zum Beispiel in die Welt des Sports, dann haben wir in den letzten Monaten mitbekommen, dass immer mehr internationale Sportverbände Trans-Personen und nicht-binäre Menschen von Frauen-Wettkämpfen ausgeschlossen haben. Als logisch denkende Person möchte man kurz nicken und weitergehen, doch so einfach war die Angelegenheit natürlich nicht, denn es bedurfte gleich mehrerer internationaler Gutachten, die detailliert nahelegten, was ein bisschen logischer Menschenverstand bereits aufgedeckt hätte: Männer sind körperlich Frauen überlegen. Das ist – Achtung, Triggerwarnung, jetzt kommt das böse Wort – Biologie. Diese eben jene Biologie ist für manch queere Aktivisten pures Satanszeug, von gestern und eigentlich nur noch von alten bösen cis-Menschen in Gebrauch, die im vergangenen Jahrtausend hängengeblieben sein mögen. Doch in der Tat zeigten die Gutachten sehr deutlich auf, dass selbst unter Einnahme weiblicher Hormone ((Hilton & Lundberg, 2020) ein einstmals männlicher Körper nie ganz zur Frau wird; der männliche Körper hat immer noch deutliche Vorteile, beispielsweise wenn es um den gesamten Körperbau, die Knochendichte oder die Struktur der Muskelmasse geht – alles nicht ganz unwichtige Details, die man braucht, will man in einer Sportart im internationalen Wettbewerb gewinnen, der auch nur ein kleinwenig mit Bewegung in Verbindung steht.

Der Aufschrei war sehr groß, denn so ein Ausschluss wie in beispielsweise der Schwimm-Weltverband World Aquatics daraufhin festlegte, ist natürlich – wir ahnen es – mächtig transphob, menschenverachtend, rückständig und sicherlich irgendwie auch rassistisch, kurzum rundherum böse! Das sei nicht „fair“, sagte der Bundesverband Trans*. Die Wortwahl ist in diesem Fall besonders interessant, denn gerade fair ist das Verhalten ja eben nicht, Frauen mit Personen ins Rennen zu schicken, die körperlich rein biologisch eindeutige Vorteile haben. Aber wie so oft geht es der queeren Bubble auch hier nur um jene Form der „Gleichberechtigung“, die sie selbst bevorzugt behandelt.

Der Schwimm-Weltverband wollte trotzdem auf die queere Community zugehen und schuf als internationales Vorzeige-Projekt eine sogenannte „offene Kategorie“, extra geschaffen für alle nicht-binären und Trans-Menschen. Eine eigene Kategorie! Da muss die Freude doch jetzt wirklich groß gewesen sein, oder? Nein, war sie nicht. So eine eigene Kategorie mache Trans-Frauen und Trans-Männer nämlich nun zu „Menschen zweiter Klasse“, denn so werde der Eindruck erweckt – Achtung! – , dass „trans* Frauen keine Frauen seien und trans* Männer keine Männer“. Da ist sie wieder die böse Biologie, die jetzt gerne kurz auftauchen wollen würde und aus der Mitte des dunklen tiefen Gewässers rufen möchte „Dem ist auch so“, bevor sie wieder ins dunkle tiefe Nass hinabgedrückt wird. Um es vielleicht noch einmal klarzustellen: wir reden von der Biologie eines Menschen und die ist und bleibt zwischen Männern und Frauen anders, unabhängig davon, wie sich diese fühlen oder selbst definieren. Seitdem es sportliche Wettkämpfe weltweit gibt, gibt es bis auf wenige Ausnahmen genau aus diesem Grund die Trennung der zwei Geschlechter. So viel Gleichberechtigung und Emanzipation gab es also schon vor über hundert Jahren – der queeren Bubble ist das trotzdem ein Dorn im Auge. Folgerichtig kam es nun dazu, dass bei den internationalen Schwimm-Wettkämpfen in Berlin im Oktober dieses Jahres sich nicht eine einzige Person für die „offene Kategorie“ anmeldete.

Die queere Szene sprach einmal mehr von Diskriminierung und betonte, so eine offene Kategorie könne auch künftig zu „Zwangsoutings“ von Trans-Frauen führen, wenn diese dann bei internationalen Wettkämpfen in so queer-feindlichen Ländern wie beispielsweise Katar antreten müssten. Nun bin ich als lesbische böse alte cis-Frau doch ermutigt zu sagen, dass so ein „Zwangsouting“ zumeist zumindest gar nicht nötig ist, vorsichtig ausgedrückt, denn erstens werben jene Persönlichkeiten bereits bei jeder passenden Gelegenheit mit ihrer Queerness, um queere Werbetöpfe auszulecken, zum anderen sei mir erlaubt zu sagen, dass man bisher zumindest den Trans-Sportlerinnen ihr Transsein doch irgendwie durchaus fast immer unter Umständen ansehen könnte, gerade auch dann, wenn sie neben ihren biologisch-weiblichen Kolleginnen zu sehen sind, denn sie sind eben zumeist größer, kräftiger… ja, da ist sie wieder, die böse Biologie, das Mistvieh. Nicht totzukriegen. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, hat sich auch deswegen niemand in der offenen Kategorie angemeldet, weil der Spaß dort zu kurz gekommen wäre – es ist vielleicht einfach freudlos gegen andere Trans-Frauen im Schwimmerbecken anzutreten, wenn keine davon durch den einstmals männlichen Körper einen Heimvorteil mehr hat. Das wären ja im ursprünglichen Sinne dann tatsächlich faire Verhältnisse, wer kann sowas auch wollen?

Als Beispiel, wie unfair die echte Fairness ist, wird gerne auch immer wieder die amerikanische Trans-Schwimmerin Lia Thomas herangezogen, als Mann geboren und im amerikanischen Schwimmsport einer von vielen, begann Thomas 2019 eine Hormontherapie und wechselte das Geschlecht – und schon gewann sie 2022 bei den US-College-Meisterschaften über 500 Yards Freistil den ersten Platz. Seitdem nun auch der Schwimmverband Fina Trans-Frauen bei Frauen-Wettkämpfen ausgeschlossen hat, ist der Traum von Thomas geplatzt, bei den Olympischen Spielen 2024 in der Frauenkategorie anzutreten. Das ist natürlich, wir ahnen es, erneut sehr transphob, menschenverachtend und sportfeindlich.

Der Deutsche Schwimmverband, der die „offene Kategorie“ ausdrücklich vorab begrüßt hatte und von nichts weniger als einem „bahnbrechenden Pilotprojekt“ sprach, das das „unerschütterliche Engagement der Organisation für Inklusion von Schwimmern aller Geschlechter und Geschlechtsidentitäten“ beweise, erklärte nun, nachdem nicht eine einzige Trans-Person sich angemeldet hatte, dass man jetzt „Ursachenforschung“ betreiben werde. Das wird sicherlich ein extrem schwieriges und aufwändiges Verfahren für die „Arbeitsgruppe Offene Kategorie“ sein, herauszufinden, warum keine Trans-Schwimmerin sich im fairen Wettkampf mit ihresgleichen messen wollte. Ich bin über das finale Fazit dieser Ursachenforschung gespannt wie ein Flitzebogen. Solange tauche ich lieber wieder ab, kuschele mich an die weinende Biologie, die kopfschüttelnd am dunklen Grund des Schwimmerbeckens sitzt und die Welt einfach nicht mehr versteht. (mm)

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