Start Kunst | Kultur LONESOME – Der neue schwule Film aus Australien

LONESOME – Der neue schwule Film aus Australien

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Ein einsamer Rausch aus Lust?!

Australien ist nicht nur ein unfassbar weites Land, sondern auch ein Kontinent der besonderen Ideen – die Hitze schafft Raum für Kreativität und die Zeit, die es braucht, an seinen Ideen zu schleifen, bis sie eine tolle Story ergeben. So ungefähr muss es Regisseur Craig Boreham gegangen sein, bevor er sich an seinen neuen Film „Lonesome“ gesetzt hat – herausgekommen ist ein spannender, sehr intimer und sehr erotischer Film über schwule Liebe und Sex, über Leidenschaften und über unsere Narben, die sichtbaren ebenso wie unsichtbaren.

Die Story ist schnell erzählt: Casey, ein junger Mann vom australischen Hinterland, der vor einem Kleinstadtskandal rund um einen verheirateten Mann davonläuft, findet sich im großen Tumult von Sydney wieder. Warum Sidney? Er will endlich einmal das Meer sehen. Als er Tib trifft, einen jungen Stadtburschen, der mit seinen eigenen Narben der Isolation zu kämpfen hat, stimmt die Chemie sofort und das nicht nur sexuell, sondern auch emotional. In ihrer intimen Bindung finden die beiden unnahbaren jungen Männer plötzlich etwas, von dem sie bislang gar nicht wussten, dass es ihnen gefehlt hat – und sie merken, sie sind sich deutlich ähnlicher als gedacht. Doch wie geht man mit Intimität und Gefühlen um, die man bislang nicht zugelassen hat? Können Casey und Tib ihre eigenen Unsicherheiten überwinden und sich vollkommen auf den Anderen einlassen oder sind die Mauern, die sie um sich selbst errichtet haben, doch zu stark, um sie niederzureißen?

Genau diese Mauern kennen wir auch, gerade auch dann, wenn wir bereits die ersten Dates oder die ersten Stadien von Verliebtheit und Liebe mehrfach durchlaufen haben. Regisseur Boreham badet seine Bilder im Licht der Sonne Australiens und schafft es so, dass sich das Flirren des Landes und das Flirren der Protagonisten spielend auch auf uns überträgt. Ein wenig fühlen wir uns an einen Western zurückerinnert, auch wenn die Story doch so eine ganz andere ist. Die Sonne wirft ihre langen Schatten über die Wüstenlandschaft, kurz bevor sie am Horizont verschwindet – da erblicken wir das Ebenbild jenen jungen Adonis´, den wir den restlichen Film über anschmachten dürfen und dieser Aufforderung durchaus gerne nachkommen.

Für Hauptdarsteller Josh Lavery, der den schwulen jungen Casey samt Cowboy-Hut so perfekt in Szene setzt, ist der australische Kinofilm seine Premiere auf der großen Leinwand, sieht man von drei Kurzfilmen ab. Er schafft es spielend, uns glaubhaft zu schnellem anonymen Sex in einer engen öffentlichen Toilette mitzunehmen wie auch realistisch seine Gefühlswelt in seinem Gesicht zu offenbaren, wenn er bemerkt, dass der schwule Tib mehr ist als nur ein weiterer Schwanz in seinem Leben. Regisseur Boreham lässt seinen Protagonisten zudem wenig sagen, ganz im Sinne jener wortkargen Westernhelden wie Clint Eastwood. Der Trick geht auf, denn er erlaubt uns, dass wir uns ganz auf den Herzschlag von Casey einlassen, ihm und seinem gut gebauten Körper folgen, schweigend und lüstern. Selten wurde so beispielweise in so wenigen Worten deutlich, dass die Frage nach dem Vornamen des anonymen Sexpartners bereits den ersten Schritt hin zu wahrer Intimität bedeuten kann.

Doch es gibt Risse in diesem emotional-erotischen Rausch, der mit freizügigen Bildern nicht geizt, und seinen Höhepunkt in einen gewalttätigen Dreier findet. Und dann? Bleiben die beiden sexpositiven Jungs lonesome, also allein, oder können sie doch zueinander finden? Das sollte jeder für sich erkunden… (jh)  

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