Kommt das Ende von schwulen Resorts und Saunen?
Kommentar
Der Sommer ist da! Nackte Haut, wohin man blickt und einige dieser prickelnden Anblicke gewähren auch tiefe Einblicke in das Innenleben unserer Jungs, je nachdem, wie einladend sich der nackte Arsch eines Jünglings uns entgegenstreckt. Der August ist der Wonnemonat, die Zeit, endlich draußen nackt zu sein, ein laues Lüftchen um die Hoden und ein erwartungsvoller Blick von einem anderen nackten Kerl, nur eine Handtuchlänge entfernt.
Was dem schwulen Berliner oder dem schwanzlutschenden Münchner der städtische Park ist, ist dem Norddeutschen der FKK-Strand. Da gerade aber Hoden die Angewohnheit haben, dann besonders füllig und damit einladend herum zu baumeln, wenn die Außentemperatur jenseits der 30-Grad-Marke liegt (Sperma sollte nicht zu warm werden, weswegen der männliche Körper versucht zu kühlen, indem die Hoden tiefer und weiter weg vom Körper hängen!), zieht es nicht gerade wenige schwule Männer im Sommer anderweitig an ausländische Strände, wo sie ihre Big Balls samt staatlichem Anhang bestmöglich präsentieren können. Das spanische Sitges ist so ein Plätzchen, ein anderes ist Key West. Nirgendwo sonst ist die Angebotspalette an schwulen Gay-Hotels dichter, die für ihre männlichen Besucher perfekte Resorts anbieten – die Homophobie von Floridas Gouverneur Ron DeSantis und seinem „Don´t Say Gay“-Gesetz muss draußen bleiben; im geschützten Areal darf dann genüsslich schwul geredet werden, dabei bleibt es zumeist aber nicht. Ein Paradies für Männer, die Sonne und Sex gerne zusammen erleben.
Damit könnte es jetzt aber bald vorbei sein, denn eine feministische Jeanne d`Arc hat den „Men-Only“-Hotels den Kampf angesagt. Ihr Name: Amina Chaudhry. Die Person definiert sich selbst als „cisgender queere Frau“; optisch hingegen könnte man vermuten, dass da mal ein biologischer Mann mitgemischt hätte haben können. Aber wir wollen natürlich nicht bösartig misgendern, also bleibt es dabei, Amina ist eine queere Frau. Ob sie sich tatsächlich als Jeanne d`Arc sieht, sei dahingestellt, sie verhält sich allerdings durchaus so – und es würde viel erklären, denn die liebe Johanne von Orléans (auf Deutsch) trägt auch den Beinamen „Jungfrau von Orléans“ – und ich hoffe für die Männerwelt in Key West, dass die Annahme der Jungfräulichkeit bei Amina stimmt. Ansonsten wird sie leider ihrem Namen so gar nicht gerecht, denn der bedeutet sinngemäß: „Frau des Friedens und der Harmonie“.
Amina nun klagte gegen das schwule Hotel New Orleans House in Key West, denn hier würden nicht-binäre Peoples und Trans-Menschen sowie auch Frauen diskriminiert werden, allein deswegen, weil das Hotel für schwule Gäste konzipiert ist. Amina fand auch tatsächlich eine Richterin, die ihr in dieser Einschätzung recht gab, nachdem zuvor eine Menschenrechts-Kommission in Florida ihr Ansinnen freundlich aber bestimmt für blödsinnig einstufte. Nun muss die Kommission erneut entscheiden, allerdings unter dem Damoklesschwert einer richterlichen Vorentscheidung.
Dem nicht genug, setzte Amina nun dem Wahnsinn noch ein queeres nicht-binäres Krönchen auf und erklärte gegenüber der staunenden Presse, dass sie gar nicht vorhabe, jemals in dem Hotel zu nächtigen. Es geht ihr ums Prinzip beziehungsweise um den Entschluss, dass niemals mehr irgendein Betrieb oder eine Einrichtung eigenmächtig entscheiden dürfe, „welche Geschlechter“ sie künftig in ihren Räumlichkeiten zulassen oder eben nicht. Kurz gesagt, das dürfte im Ernstfall auch das Ende für alle schwulen Saunen bedeuten. Die Jungfrau ist übrigens keine Unbekannte, erst im letzten Jahr attackierte sie ein anderes Gay-Resort in Key West, das Island House. Sie hatte sich kostenfrei auf eine Pride-Party einladen lassen, um dort dann Flyer zu verteilen, auf denen sie die Besitzer des Resorts ebenso der Diskriminierung bezichtigte. Kurz darauf verlangte sie nach einem Hotelzimmer, doch „leider“ war das Resort ausgebucht. Auch das, natürlich, wir ahnen es, ist schlimmste Diskriminierung, im Grunde menschenfeindliche nicht-binäre Transphobie. Mindestens. Und rassistisch. Und… also, da fällt uns schon noch etwas ein. Beim Island House musste schlussendlich die Polizei gerufen werden, um unsere Jeanne d`Arc der queeren Community aus dem Gebäude zu eskortieren.
Im New Orleans House sind übrigens sogar Frauen als Gäste erlaubt, sie haben nur keinen Zutritt zu jenen Bereichen im Gelände, in denen die Herren nackt sein dürfen – und es demzufolge auch oftmals sind. Erigierte Penisse inklusive. Eine „normale“ Frau hat wohl auch in der Regel gar kein übergroßes Interesse daran, eine Horde von schwulen Jungs mit steifen Schwänzen beim Stelldichein zu beobachten, denn sie bekommen oftmals schon anderweitig ungefragt zu jeder Gelegenheit Dick-Pics zugesandt. Doch für eine queere Frau scheint dies der Gipfel der Gleichberechtigung zu sein, die erigierte Eichelspitze der queeren Akzeptanz sozusagen. Der Anwalt des New Orleans House wiederum erklärte sichtlich genervt: „Es gibt Bereiche im Hotel, die nur für Männer reserviert sind, die nackt sind. Ich meine, das ist so, als würde ich im Lady-Fitness auftauchen und als Mann darauf bestehen, in der Frauenumkleidekabine zu stehen.“ Damit hat er den Kern sehr gut erkannt, denn genau darum drehen sich nebst anderen Aspekten oftmals auch all die Streitigkeiten bei den Selbstbestimmungsgesetzen mehrerer Länder. Wann dürfen endlich alle, die sich als Frau fühlen, in die Frauensauna?
Bei all dem stellt sich mir immer eine Frage: Warum ist es für eine gewisse queere Klientel so wichtig, genau in jene Räume vorzudringen, die nicht für sie bestimmt sind, ganz gleich ob das jetzt Schutzräume für Frauen, Lesbentreffen oder eben schwule Hotels mit hohem Spaßfaktor sind? Gibt es nicht genug andere Möglichkeiten, Saunen, Hotels, Treffpunkte – alles auch queer-inklusive?! Immanuel Kant hat es so schön auf den Punkt gebracht: „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.“ Oder mit den Worten von Jean-Jacques Rousseau: „Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will.“ Genau darum geht es doch im Kern, anderen Menschen im Namen der queeren Gleichberechtigung aufzuzwingen, was sie tun, denken oder sagen sollen. Das ist kein heldenhafter Kampf um Akzeptanz, das ist eine rachelüsterne Überschreitung des menschlichen Miteinanders, geschichtsvergessen und zudem schlicht dumm, denn noch nie in der Geschichte der Menschheit endete es gut, wenn man Menschen gegen ihren Willen unsinnige Dogmen vorsetzt, die mit der Ratio nicht mehr nachvollziehbar sind. Wer dem widerspricht, ist schnell erneut ein Menschenfeind, doch das Framing von rechtsradikal bis transphob zieht immer weniger – in den USA genauso wenig wie hier in Deutschland.
Vielleicht ist entlarvender Humor dabei die beste Herangehensweise in diesen Tagen, wie die Polizei in Berlin jüngst aufzeigte. Dort wurden jetzt neue Richtlinien im Umgang mit transsexuellen und nicht-binären Verdächtigen festgelegt. Kurzerhand sollen sich die Beamten nur noch an das Geschlecht halten, das die tatverdächtige Person für sich selbst definiert. Bedeutet konkret, ein Kerl mit Schwanz, der sich spontan als Frau fühlt, darf verlangen, nur von einer weiblichen Polizistin abgetastet zu werden. Dass das wiederum die Polizistin diskriminieren könnte, interessierte offenbar nicht. Ein Sprecher der Polizei erklärte sichtbar augenzwinkernd, man werde dann für diesen Fall immer einen Kollegen parat haben, der ebenso kurzfristig sein Geschlecht neu definiert. Dann würde es ja wieder passen – und dagegen könne der betreffende transsexuelle Kriminelle ja auch nichts haben, denn schließlich obliegt das Geschlecht einzig und allein nur der gefühlten Selbstwahrnehmung eines jeden Menschen – dann auch bei Polizisten. Ja, so fühlt sich das an, wenn man mit den eigenen Waffen geschlagen wird. Danke, liebe Männer in Uniform, you made my day! (mm)


